MASSAGEAUSBILDUNG
DEEP TOUCH vermittelt Massage nicht als eine Technik im üblichen Sinn. Die Trainings haben die Intention, die hinter einer reinen Massagetechnik liegenden Prinzipien von Berührung verständlich zu machen und diese klar zu vermitteln. Über eine Verkörperung dieser Prinzipien selbst beim Geben einer Massage erreiche ich ein ganz anderes Ergebnis, als wenn ich "klassisch" erlerntes Wissen beim Massieren wiederhole. Nachfolgend findest Du wesenliche Aspekte, die während der Ausbildung vermittelt werden.
Die langen und verbindenden Massagestreichungen über den ganzen Körper bilden die Grundlage der Massagetechnik bei DEEP TOUCH. Diese "long strokes" alleine haben schon eine tiefgreifende Wirkung, wenn ich eine Menschen ruhig und mit klarer Präsenz auf diese Weise berühre. Oft sinkt ein Mensch schon tief in einen inneren Raum, wenn ich nur mit klarem Fokus diese Streichungen einfach und regelmäßig wiederhole. Langsame long strokes aus meiner Mitte heraus haben eine tief beruhigende Wirkung auf das Nervensystem.
Bei DEEP TOUCH werden diese langen Streichungen mit kleinen Bewegungen der Arme und Beine verbunden, die dazu einladen, beim Empfangen einer Massage Gewicht abzugeben und die Erfahrung zu machen, sich den Händen eines anderen Menschen anzuvertrauen und von diesen gehalten zu werden. Auf den Long Strokes bauen die meisten anderen fortgeschrittenen Bewegungstechniken als Basis auf.
Unser Gehirn steuert und koordiniert permanent die Bewegungen des eigenen Körpers - bewusst und unbewusst. Dies ist eine seiner Aufgaben. Wenn Menschen nun passiv von mir auf der Massagebank bewegt werden, ist dies für viele eine völlig neue und ungewohnte Situation. Der Verstand ist gewohnt, Bewegungsabläufe zu kontrollieren. Wenn ich Menschen über meine langsamen Bewegungsimpulse nun einlade, die Kontrolle über den Körper abzugeben, ist dies etwas, was unser Verstand nicht versteht. Oft führt das dazu, dass Menschen versuchen, mir zu "helfen", wenn ich sie bewege. Dieser Prozess eines äußeren Loslassens braucht Vertrauen und Sicherheit – und öffnet zugleich, auch innerlich tiefer loszulassen.
Das Ziel der DEEP TOUCH Trainings ist es, Dir Fähigkeiten zu vermitteln, andere Menschen in ihrer Einzigartigkeit zu berühren. In der Ausbildung wirst Du einfache wie auch sehr komplexe Techniken beim Massieren erlernen. In der Essenz geht es in den Trainings aber darum, die hinter der Technik liegenden tieferen Berührungsprinzipien zu verstehen und diese zu verinnerlichen. Wenn ich das jeweilige Prinzip verstanden habe, kann ich meine Technik individuell auf den jeweiligen Menschen anpassen und ausrichten. Jeder Mensch ist ein einzigartiges Geschöpf und möchte auch in dieser Einzigartigkeit berührt werden. Wenn ich einem Menschen auf der Massagebank wirklich das Gefühl vermitteln möchte, dass er oder sie wirklich "gemeint" ist, macht es wenig Sinn, eine Standardtechnik zu verwenden, die für alle Menschen passt - oder einem vorher festgelegten standardisierten Ablauf zu folgen.
In den Trainings geht es darum zu lernen, das Prinzip "Berührung" im Kontakt mit Menschen flexibel und beweglich in mir selbst zu verkörpern. Dann kann mein Berühren leicht und spielerisch - und zu einem inneren und äußeren Tanz an der Massagebank werden.
Die DEEP TOUCH Massagetechnik beinhaltet viele Bewegungselemente, um Menschen auf dem Massagetisch durch das Bewegen des Körpers einzuladen, über ein äußeres Loslassen auch innerlich loszulassen. Um andere Menschen in einen solchen sicheren Loslass-Raum einzuladen, braucht es in der Rolle als Berührer*in eine Verkörperung dieser Berührungsprinzipien. Je weniger ich bei der Massage über "Technik" nachdenken muss und diese mir ganz selbstverständlich zur Verfügung steht, ohne den Kopf einzuschalten, desto eher wird meine Berührung als leicht, sicher und ganz natürlich empfunden. Wenn ich aus einem inneren und äußeren Raum von Leichtigkeit und Körperpräsenz heraus bewege, gut in einer klaren und stabilen eigenen Körperhaltung verankert bin - und meine Bewegungsimpulse aus meinem Zentrum kommen und mit meinem Atem verbunden sind, kann meine Berührung wirklich "landen" und ankommen bei dem Menschen auf dem Massagetisch. Es geht hierbei nicht um "Kraft" und "Anstrengung", sondern um einen klaren Fokus und eine präzise Ausrichtung meiner Bewegungseinladung - in tänzerischer Leichtigkeit.
Wenn ich die Energie für meine Berührungen und Bewegungsimpulse aus meinem physischen und energetischen Zentrum schöpfe, - und meine Arme beim Massieren die Verlängerungen meines Zentrums sind – erziele ich eine völlig andere Wirkung als wenn ich nur mit meinen Händen und Armen massiere. Für die Empfangenden ist dieser Unterschied fundamental wahrnehmbar - als sichere, klare und eindeutige Berührung, der sie sich ganz selbstverständlich anvertrauen können. Eine Berührung aus meiner Mitte heraus vermittelt zugleich auch mehr "Tiefe".
Nur wenn sich über meine eigene Körperhaltung meine innere Haltung wiederspiegelt, kann Verkörperung überhaupt funktionieren. Meine innere Haltung, meine innere Klarheit im Kontakt und meine inneres Zugewandt-Sein kann nur ankommen, wenn dies für mein Gegenüber über meine äußere Haltung klar und eindeutig wahrnehmbar ist. Wenn sich mein Innen nicht im Außen verkörpert, kann es nicht im Außen landen.
Je mehr ich mich bei der Massage und beim Berühren selbst wohlfühle und dabei entspannen kann, umso wohler wird sich der Mensch, den ich berühre fühlen und in die Berührung hinein loslassen können. Ich kann meine Bewegungen beim Massieren ganz bewusst dazu nutzen, um mir selbst beim Geben wohlzutun. Wenn ich mein "Geben" nicht als "Arbeit" und als Anstrengung empfinde – sondern mir dies als einen inneren und äußeren Raum gestalte, der mir Freude bereitet und auch mich selbst beim Massieren nährt, verändert sich meine innere Beziehung zu meinem Geben. Es ist dann nicht mehr ein Feld, in dem ich etwas gebe - und dadurch etwas verliere und mich dabei müde und erschöpft werden lässt - sondern in dem ich zugleich etwas erhalte. Ich kann mein Bewegen um den Massagetisch nutzen, um einen Wohlführraum auch für mich selbst zu gestalten. Wenn ich mein Bewegen bewusst mit meinem Atem verbinde, kann ich bei der Massage einen inneren – und zum Teil auch äußeren – "Yogaraum" in mir öffnen. Ich kann mein Bewegen konkret nutzen, um mich während der Massage zu dehnen und in meinen eigenen Atem loszulassen.
Der Atem ist ein zentraler Schlüssel, wenn wir Menschen dazu einladen wollen, über Berührung tiefer loszulassen. Körperliches und emotionales Loslassen ist fast immer mit einem Loslassen in den Atem hinein verbunden. Wenn ich unbewusst den Atem anhalte, verhindert dies, tiefer in eine Erfahrung einzutauchen. Oft haben Menschen Angst vor diesem Eintauchen in einen neuen Raum in sich. DEEP TOUCH ist explizit gemeint, um Menschen in einen Raum einzuladen, der sicher genug ist, um über die Berührung in innere Erfahrungsräume in sich einzutauchen. Wenn ich mir meines eigenen Atems bei der Massage bewusst bin, kann ich Menschen energetisch dazu einladen, ihren eigenen Atem bewusster wahrzunehmen und diesen für ein Loslassen zu nutzen. Wenn ich beim Geben selbst nicht bewusst mit meinem Atem verbunden bin, fehlt ein zentraler Teil, um diese Atem-Einladung verkörpert energetisch auszusprechen.
DEEP TOUCH Trainings im Allgemeinen und die DEEP TOUCH Ausbildung im Besonderen sind für die Teilnehmer*innen auch als Einladung gemeint, den eigenen Atem zu erforschen und zu lernen, diesen bewusst als Einladung im obigen Sinn zu nutzen.
Über die Polyvagal-Theorie wird verständlich, dass wir über bewußtes Ausatmen ganz unmittelbar das autonome Nervensystem ansprechen können. Die Herzfrequenz verlangsamt sich und auch die Atmung vertieft sich.